Borreliose und Zecken

Fakten und Mythen

Aufgrund vielfältiger und zum Teil irreführender Informationen herrscht bezüglich der Borreliose große Verunsicherung.
Im Folgenden möchte wir, die Praxis Dr. Frühwein und Partner, Ihnen helfen, sich etwas Klarheit über diese Erkrankung zu verschaffen. Als infektiologische Praxis haben wir seit Jahrzehnten Erfahrung in Diagnostik und Therapie der Borreliose.

Zunächst einige Verhaltenstipps:

Vorbeugung ist der beste Schutz:

  • Benutzen Sie ggf. Zeckenschutzmittel wenn Sie in die Natur gehen
  • Suchen Sie sich nach einem Aufenthalt im Freien am Abend nach Zecken ab (besonders Kniekehle, Scham-, Bauchnabelgegend, Achselhöhlen, Haaransatz). Dies ist der beste Schutz vor einer Borrelien-Infektion: je kürzer die Saugdauer, umso unwahrscheinlicher eine Borrelien-Übertragung!
  • Duschen sie noch abends: „auf der Suche“ befindliche Zecken können so abgespült werden
  • Wenn Sie eine Zecke entfernen, tun Sie das am Besten mit einer Pinzette. Man kann die Zecke aber auch mit den Fingernägeln herausziehen.
  • Selbst wenn der Stechapparat in der Haut verbleibt, geht hiervon keine Infektionsgefahr aus, er fällt mit dem sich bildenden Schorf später einfach ab
  • Sehen Sie im Impfpass nach, ob Ihr Tetanus-Schutz noch besteht (hält 10 Jahre). Wenn Sie sich nicht sicher sind, gehen Sie zu Ihrem Hausarzt
  • Beobachten Sie, wenn die Zecke länger als 24 Stunden unentdeckt war, die Einstichstelle. Wenn nach einigen Tagen, selten bis Wochen, um die Einstichstelle herum eine kreisförmige Rötung auftritt, suchen Sie einen Arzt auf. Er wird Ihnen dann ein Antibiotikum verschreiben
  • Wenn Sie allgemeines Krankheitsgefühl entwickeln oder sonstige unspezifische Symptome (Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen) suchen Sie ebenfalls einen Arzt auf und berichten Sie von dem Zeckenstich.

Was ist Borreliose?
Borreliose, auch Lyme-Borreliose genannt, ist eine durch Borrelien hervorgerufene Infektion. Borrelien sind eine Bakterien-Spezies, die durch Zeckenstich übertragen werden (Zecken stechen, sie beißen nicht!).
In Deutschland sind etwa 5 – 35% aller Zecken (je nach Bundesland) mit Borrelien infiziert.
Da sich die Borrelien im Darm der Zecke befinden braucht es ca. 24 Stunden bis es zur Übertragung dieser Bakterien auf den Menschen kommt.

Wie kann man sich vor Borrelien schützen?
Indem man sich vor Zecken schützt. Eine Impfung existiert nicht in Deutschland. Die in den USA verfügbare Impfung schützt nicht vor der Borrelien-Spezies, die in Deutschland am häufigsten ist.

Macht es Sinn, Zecken, die entfernt wurden, auf Borrelien untersuchen zu lassen?
Nein. Denn auch wenn bei der Zecke Borrelien nachgewiesen werden, ist man nicht automatisch infiziert. Ein positives Ergebnis ist keine ausreichende Basis für eine Therapie.

Können Borrelien auch von anderen Insekten übertragen werden?
Bisher sind keine anderen Insekten als Überträger bekannt.

Wie erkennt man eine Borrelien- Infektion?
Bei 90% der Infizierten tritt (nach Tagen bis Wochen) das sogenannte Erythema migrans (auf Deutsch „Wanderröte“) auf. Bis zu 1/3 der Infizierten leidet zusätzlich unter Allgemeinsymptomen wie allgemeinem Krankheitsgefühl und evtl. Temperaturerhöhung. Sehr selten kommt das Erythema migrans an mehreren Körperstellen gleichzeitig vor, eine Ausnahme stellt im Frühstadium die Beteiligung anderer Organe dar.

Bei einem Zehntel der Infizierten zeigt sich kein Erythema migrans sondern es treten nach einer Inkubationszeit von Tagen bis Wochen nach Zeckenstich Allgemeinsymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Gelenkschmerzen auf. Da diese Symptome ähnlich wie die bei einer „Sommergrippe“ sein können, muss im Falle eines vorangegangenen Zeckenstichs unbedingt an eine Borreliose gedacht und ein Antibiotikum verordnet werden, da es sonst zur Beteiligung von Herz, Nervensystem oder Gelenken kommen kann.

Muss zur Feststellung einer Borreliose immer Blut abgenommen werden?
Nein. Beim Auftreten eines Erythema migrans sollte auf jeden Fall mit einer antibiotischen Behandlung begonnen werden. Diese Hauterscheinung ist so typisch, dass man auch bei negativem Testergebnis (also fehlenden Antikörpern im Blut) die Therapie beginnt da die Antikörper häufig erst viel später nachweisbar sind.

Wenn kein Erythema migrans (bei ca. 10 % der Betroffenen) aufgetreten ist, es aber zu grippeartigen Beschwerden kommt (Temperatur > 38°, Krankheitsgefühl, Muskel- und Gelenkschmerzen), werden die Antikörper bestimmt (IgM = Antikörper der frühen Infektionsphase, IgG = Antikörper der späten Infektionsphase, spätestens nach 4 Wochen positiv) da sie ein diagnostisches Hilfsmittel sein können.

Wenn keinerlei Beschwerden nach einem Zeckenstich aufgetreten sind wird auch keine Blutabnahme empfohlen!
Denn: 5 – 10% der gesunden Bevölkerung haben ein positives IgG (und / oder IgM!), ein positives Testergebnis lässt also nicht immer auf eine aktive, „frische“ Borreliose schließen sondern zeigt lediglich an, dass das Immunsystem irgendwann im Leben Kontakt mit Borrelien hatte.
Die IgM- Antikörper sind zudem nicht zwingend spezifisch für Borrelien. Nicht spezifisch heißt: es sind Antikörper im Blut nachweisbar, die sich laut Laborausdruck gegen Borrelien richten, de facto aber eine unspezifische Reaktion des Immunsystems auf einen anderen, meist bereits ausgeheilten Infekt hinweisen.

Auch der Lymphozyten-Transformationstest eignet sich nicht zur Diagnosesicherung einer Borreliose.

Wie wird Borreliose therapiert?
Eine Borreliose kann prinzipiell auch ohne Therapie ausheilen, das menschliche Immunsystem entwickelt dann Antikörper, die wahrscheinlich lebenslangen Schutz vor einer erneuten Borrelien-Infektion bieten. Trotzdem wird zur Vermeidung von Komplikationen eine antibiotische Therapie nach Auftreten eines Erythema migrans oder bei grippeartigen Beschwerden nach Zeckenstich empfohlen (s.o.).
Borrelien sind gegen sehr viele gut verträgliche Antibiotika empfindlich, das heißt eine Borreliose lässt sich gut behandeln. Die Therapie sollte sich maximal über 21 Tage erstrecken, in der Regel reichen 14 Tage aus.

Leider werden Patienten mit der Diagnose „Borreliose“ immer wieder völlig unnötig und jeglicher wissenschaftlichen Grundlage entbehrend zum Teil monatelang mit Antibiotika therapiert was mit schweren Nebenwirkungen einhergehen kann.
Da die Borreliose keine spezifischen Beschwerden macht muss sie als „Verlegenheitsdiagnose“ häufig für Beschwerden herhalten, die auch bei Menschen zu finden sind, die mit Borrelien noch nie Kontakt hatten. Kommen dann auch noch positive Blutwerte hinzu wird hier eine Therapie gerechtfertigt, die jeder medizinischen, wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.
Dabei sei hier nochmal betont: die Borreliose kann durchaus, wenn sie in den ersten Wochen nicht entdeckt und therapiert wird, eine schwere Erkrankung sein.

Was ist eine „chronische Borreliose“?
Die Existenz einer sogenannten „chronische Borreliose“ ist wissenschaftlich nicht belegt. Diese Diagnose wird gelegentlich bei Menschen mit unspezifischen Beschwerden gestellt, die mit der eigentlichen Borreliose gar nichts zu tun haben (Müdigkeit, chronische Schmerzen u.a.) und auch in der normalen Bevölkerung vorkommen.

Prinzipiell ist die Borreliose eine Erkrankung mit guter Prognose!
Wie bei vielen medizinischen Problemen kann man aber auch bei der Borreliose nicht immer ausschließlich von gesicherten Kenntnissen ausgehen. Die Medizin ist eine Wissenschaft im Fluss. Wir versuchen jeden Fall individuell zu betrachten. Wenn Sie sich weitergehend informieren möchten, so Sei Ihnen diese Seite vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit empfohlen:

Seite des Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Und wenn Sie sich noch unsicher sind oder Fragen haben: vereinbaren Sie einen Termin in der Praxis Dr. Frühwein und Partner!

Quellen
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
at- Arzneimitteltelegramm 2014 Ausgabe 45
Bayerisches Ärzteblatt Ausgabe 4 / 2013
Deutsches Ärzteblatt 2009 / 106 (5)

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