Die Tollwutimpfung findet immer mehr Akzeptanz bei den Reisenden und stellt einen nicht unerheblichen Aufwand bei der Reisemedizinberatung dar. Dabei stehen die Ängste des Reisenden im Vordergrund vor der Häufigkeit der Erkrankung.

Eine qualitativ hochwertige ärztliche Beratung gerade auf diesem sensiblen Gebiet sollte natürlich, wie alle unsere ärztliche Tätigkeit sowohl von Sachargumenten getragen werden als auch die individuelle Empfindung des Patienten bzw. Reisenden mit berücksichtigen.

Um hier zusammen mit dem Patienten zu einem für ihn optimalen Ergebnis in Sachen Reiseimpfung zu gelangen sollten folgende Überlegungen kommuniziert werden:

  • Die Tollwut kommt in fast allen tropischen Regionen gehäuft vor, und zwar als sogenannte urbane Tollwut. Dies bedeutet, dass die Übertragung auf den Menschen überwiegend durch Hunde und selten auch durch Fledermäuse stattfindet.
  • Die Ansteckung deutscher Reisender an Tollwut ist ein außerordentlich seltenes Ereignis. Wir haben im Durchschnitt alle ein bis zwei Jahre eine Einschleppung.
  • Die Erkrankung an Tollwut verläuft absolut tödlich.
  • Der Kontakt mit Hunden auf der Reise ist gar nicht so selten. Reisemediziner sprechen von bis zu 10% Wahrscheinlichkeit. Die Wahrscheinlichkeit ist sicher abhängig von der Art, der Dauer und dem Ziel der Reise.

Wenn sich der Reisende so einen Kontakt mit einem möglicherweise Tollwutübertragenden Tier vorstellt, muss er folgende Alternativen für sich entscheiden:

  • A. Er macht gar nichts und sagt sich: „es wird schon nichts sein“.
  • B. Er versucht sofort eine postexpositionelle Impfung zu bekommen.
  • C. ist prophylaktisch geimpft.
  • Punkt A ist zwar aufgrund der Seltenheit der tatsächlichen Erkrankung durchaus möglich, bei einer absolut tödlichen Erkrankungen wird jedoch der Reisende dies kaum mit der nötigen Gelassenheit ertragen. Es ist auch nicht besonders angenehm, jeden sich nähernden Hund mit Argusaugen zu betrachten.
  • Punkt B ist zwar prinzipiell möglich, in der Praxis oft nur schwer zu verwirklichen. Die Wirksamkeit der postexpositionellen Impfung ist nicht 100%ig dokumentiert. Der Impfstoff, insbesondere der passive, ist nicht überall vorhanden. Die Applikation eines Hyperimmunglobulins ist sehr schmerzhaft und nicht nebenwirkungsarm. Wie schnell eine derartige postexpositionelle Impfung erfolgen muss, weiß eigentlich niemand genau, idealerweise möglichst rasch in den ersten zwei Tagen. Nachdem die ersten 3 Impfungen innerhalb von einer Woche gegeben werden müssen, schließt sich hier meist ein Aufenthalt am Ort der Impfung an.
  • Punkt C Die vorbeugende Impfung besteht aus drei Impfungen, die sehr gut verträglich sind. Zu berücksichtigen ist der Aufwand an Zeit, 3 Nadelstiche und die Kosten. Die Kosten für Reiseimpfungen werden derzeit von vielen Krankenkassen übernommen. Nach Kontakt mit einem wahrscheinlich infizierten Tier sollte man sich sicherheitshalber noch 2 aktive Impfungen geben lassen. Die passive Impfung kann entfallen. Ist diese Nachimpfung nicht möglich oder nicht gewünscht kann man sich doch sehr sicher fühlen, da noch kein Tollwutfall eines Geimpften bekannt geworden ist.

Mit diesen Informationen kann der Arzt den Reisenden auch ethisch sauber begleiten auf dem Weg für oder gegen die Prophylaktische Tollwutimpfung in der Reisemedizin.